Frühzeitige Entlassungen aus Krankenhäusern stehen im Zusammenhang mit einer Zunahme von Überdosen

Paracelsus

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Eine kürzlich im *CMAJ* veröffentlichte bevölkerungsbezogene Kohortenstudie hat wichtige Erkenntnisse über die Gefahren gebracht, denen Patienten ausgesetzt sind, die das Krankenhaus vor Abschluss ihrer medizinischen Behandlung verlassen.

Für die in British Columbia, Kanada, durchgeführte Studie wurden administrative Gesundheitsdaten von über 189.000 Krankenhauseinweisungen zwischen 2015 und 2019 verwendet. Untersucht wurden insbesondere Patienten, die das Krankenhaus vorzeitig verließen, und die Folgen, die sie in den 30 Tagen nach ihrer Entlassung erlebten. Die Studie ergab, dass das Risiko einer Überdosierung bei Patienten, die das Krankenhaus vor Abschluss ihrer Behandlung verließen, deutlich höher war.

Von den analysierten Krankenhauseinweisungen verließen 6440 Patienten (3,4 %) das Krankenhaus, bevor sie auf Anraten des Arztes entlassen wurden. Von diesen Patienten erlitten 183 innerhalb der ersten 30 Tage eine Überdosis - zehnmal so viele wie bei denjenigen, die wie von ihren Ärzten empfohlen entlassen wurden. Die Studie ergab einen starken Zusammenhang zwischen BMA-Entlassungen und tödlichen oder nicht tödlichen Drogenüberdosierungen, wobei die bereinigte Hazard Ratio ein 58 % höheres Risiko für eine Überdosierung anzeigte als bei Patienten, die dem ärztlichen Rat folgten.

Die Gründe für die vorzeitige Entlassung der Patienten aus dem Krankenhaus waren unterschiedlich, darunter unzureichend behandelte Schmerzen, schlecht behandelte Opioid-Entzugssymptome und psychische Belastungen. Diese Faktoren können dazu führen, dass Patienten - insbesondere solche mit einer früheren Substanzkonsumstörung - einen Rückfall in den Drogenkonsum erleiden, was ihre Anfälligkeit für eine Überdosierung erhöht. Die Studie verdeutlicht die Komplexität des Umgangs mit dem Substanzkonsum in medizinischen Einrichtungen und die Herausforderungen, denen sich Krankenhäuser gegenübersehen, wenn sie sicherstellen wollen, dass Patienten ihre Behandlungen abschließen.

Darüber hinaus deuten die Ergebnisse der Studie darauf hin, dass die BMA-Entlassung häufig ein Zeichen für zugrunde liegende soziale Probleme wie Obdachlosigkeit und psychische Erkrankungen ist, die die medizinischen Risiken noch verstärken. Patienten, die vorzeitig entlassen wurden, waren häufig jünger, männlich und wiesen häufiger psychiatrische Störungen und Substanzkonsum auf. Die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass ein unterbrochener Zugang zur Therapie mit Opioid-Agonisten (OAT) oder zum Entzugsmanagement während längerer Krankenhausaufenthalte die Drogentoleranz verringern kann, wodurch sich das Risiko einer Überdosierung erhöht, wenn die Patienten nach ihrer Entlassung den Drogenkonsum wieder aufnehmen.

Die Autoren fordern eine sofortige Verbesserung der Krankenhausversorgung für Patienten, bei denen das Risiko einer BMA-Entlassung besteht, insbesondere für Patienten mit Drogenkonsumstörungen. Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen gehören die Sicherstellung des Zugangs zu OAT während des Krankenhausaufenthalts, eine bessere Schmerz- und Entzugsbehandlung sowie eine kulturell sichere medizinische Versorgung, um das Stigma zu minimieren, das häufig zu vorzeitigen Entlassungen führt.

Um die Risiken nach der Entlassung zu verringern, empfiehlt die Studie mehrere Strategien, z. B. die Bereitstellung von Naloxon-Kits zum Mitnehmen, die Verbesserung der Nachsorge nach der Entlassung und die Ausweitung des Zugangs zu Diensten für überwachten Konsum. Die Studie unterstreicht auch die Notwendigkeit einer aufsuchenden Betreuung nach der Entlassung durch Gesundheitsdienstleister, um die Häufigkeit von Überdosierungen in dieser gefährdeten Bevölkerungsgruppe zu verringern.

Die Ergebnisse der Studie sind besonders aktuell, da Britisch-Kolumbien weiterhin mit einer Überdosis-Krise zu kämpfen hat, die durch die Verbreitung von Fentanyl auf dem illegalen Drogenmarkt noch verschärft wird. Da die Entlassung aus der BMA als Hauptrisikofaktor für eine Überdosis identifiziert wurde, liefert diese Studie wichtige Daten für die Entwicklung gezielter Maßnahmen zum Schutz von Patienten, die andernfalls kurz nach der Entlassung aus dem Krankenhaus lebensbedrohlichen Folgen ausgesetzt wären.

Diese Studie ist ein Aufruf an die Gesundheitssysteme, ihre Entlassungspolitik zu verbessern und Patienten, die mit Substanzkonsum und anderen sozialen Gesundheitsfaktoren zu kämpfen haben, umfassender zu unterstützen.

Die vollständige Studie kann hier eingesehen werden (clearnet).
 
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